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Donnerstag, 07.05.2020

Nachverdichtung war ein gelungenes Projekt

„Nachverdichtung war ein gelungenes Projekt“

Interview mit Steffen Killian vom KGV „Eimsbütteler Gartenfreunde“ von 1919 e.V.

 

Hamburg ist eine wachsende Stadt, in der nicht nur der Bedarf nach Wohnraum stetig steigt, sondern auch der nach Kleingartenparzellen mitten in der Stadt. Damit Kleingärten auch weiterhin innerstädtisch bleiben können und nicht immer weiter an den Rand der Stadt verlagert werden, denn nur dort können in Zeiten der Flächenkonkurrenz mit dem Wohnungsbau neue Kleingartenflächen geschaffen werden, wurde die pragmatische Lösung der so genannten „Nachverdichtung“ gefunden. Dafür werden die Parzellen bestehender Vereine neu aufgeteilt und flächenmäßig verkleinert. Die kleineren Parzellen haben gegenüber neu erschlossenen Flächen den Vorteil, dass eine intakte, eingewachsene und sozial wie ökologisch stabile Kleingartenanlage mitten in der Stadt Bestand hat und mehr Hamburger die Möglichkeit bekommen, in Wohnortnähe einen Garten bewirtschaften zu dürfen. Einer der Vereine, der die Nachverdichtung erfolgreich durchgeführt hat, ist der Kleingartenverein „Vereinigung Eimsbüttler Gartenfreunde“ von 1919 e.V. -302-. Der 1. Vorsitzende, Steffen Killian, hat der Redaktion des GARTENFREUND ein paar Fragen beantwortet.

 

Wie kam es dazu, dass bei Euch im Verein eine Nachverdichtung durchgeführt wurde?

Der Vereinsvorstand wurde durch den LGH auf die Möglichkeit der Nachverdichtung aufmerksam gemacht. Wir entschieden, unsere Mitglieder zu dem Thema zu befragen. Es zeigte sich eine große positive Resonanz. Der Vorstand setzte sich daraufhin zusammen und entwickelte ein Planungskonzept für die Nachverdichtung auf der Vereinsfläche. Dieses wurde dem LGH und den Mitgliedern vorgestellt. Das Konzept bildete die Grundlage für die detaillierte Planung durch das Landschaftsarchitektenbüro „Schaper, Steffen & Runtsch“, das von der Stadt Hamburg beauftragt war, die Nachverdichtungen in den Kleingartenanlagen zu planen. In einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung wurden die Vor- und Nachteile der Nachverdichtung diskutiert, z.B. wie in der Bauphase die Parzellen weiter genutzt werden können, wie groß die zukünftigen Parzellen und die Schäden während des Baus in den Gärten sein würde und wie groß die zukünftigen Parzellen. Der Vorstand informierte die Mitglieder über die Notwendigkeit der Erneuerung der alten Infrastruktur, insbesondere des maroden Wassernetzes, das in der Vergangenheit vermehrt zu Wasserrohrbrüchen und Wasserverlusten geführt hatte. Eine Nachverdichtung würde dem Verein ein neues Wasserleitungsnetz bescheren und zwar absolut kostenlos für seine Mitglieder. Die Mitgliederversammlung stimmte daraufhin für die umfangreiche Baumaßnahme.

 

Welche Vorteile haben sich durch die Nachverdichtung für den Verein ergeben?

Unser Verein hat im Zuge der Nachverdichtung ein neues Wasserleitungsnetz bekommen. Die Abflussgräben wurden saniert und zusätzliche Sickermulden wurden geschaffen. Wir bekamen ein neues Stromnetz mit Anschlüssen. Darüber hinaus wurden alle Wege und ein Großteil der Vereinshecken erneuert, wir bekamen neue Müll-Sammelplätze und die Parkplatzfläche sowie der Wegebeleuchtung im Verein wurde erneuert. Alle Planungen und auszuführenden Arbeiten wurden in Absprache mit dem Vereinsvorstand und dem Landschaftsarchitekturbüro durchgeführt.

 

Welche Vorteile hat der einzelne Pächter durch diese Maßnahme?

In erster Linie haben unsere Pächterinnen und Pächter jetzt eine komplett neue Vereins-Infrastruktur, mit neuen Wasser- und Stromleitungen, neuen Hecken und Wegen, neuen Entwässerungssystemen und neuen Müll- und Parkplätzen. Im Zuge der Teilung der einzelnen Gartengrundstücke konnten die Pächterinnen und Pächter marode Gartenlauben, unerlaubte Schuppen und ähnliches kostenlos abreißen und entsorgen lassen. Dazu gehörte auch die kostenlose Entsorgung von womöglich jahrzehntelange Altlasten, sowie Asbestteilen, Steinen, Gehwegplatten und anderes. Außerdem wurde auf die individuellen Wünsche der Kleingärtnerinnen und Kleingärtner eingegangen und Bäume und Sträucher durch die an der Nachverdichtung beteiligte Garten- und Landschaftsbaufirma umgepflanzt.

 

Wie gestaltete sich die Umsetzung und die Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt, den Planern, den ausführenden Firmen und den Gartenfreunden?

Als ein gutes „Arbeits-Instrument“ zeigte sich die wöchentlich stattfindende Baubesprechung mit der GaLaBau-Firma, dem Architektenbüro, der Stadt und dem Vereinsvorstand. Außerdem bestand ein enger Kontakt und Austausch zwischen dem Vorstand und den ausführenden Unternehmen. Aufgetretene Probleme konnten somit schnell vor Ort besprochen und geklärt werden. Wünsche des Vereins und der einzelnen Pächter hinsichtlich der Umsetzung verschiedener Baumaßnahmen wurden weitgehend umgesetzt.

 

Wie sieht das Fazit dieser Maßnahme aus?

Unser Fazit ist, dass die Nachverdichtung in unserem Verein ein gelungenes Projekt war. Wir sind nun ein grunderneuerter Verein mitten in der Stadt, der den Erfordernissen der Zukunft standhalten kann. Vielleicht hätte, im Zuge der Baumaßnahmen, manch ein Baum oder Strauch erhalten werden können, aber dann hätte sich die Bauzeit sicher um viele Monate verlängert. Die neu entstandenen Parzellen sind bereits an neue Gartenfreundinnen und Gartenfreunde vergeben worden, junge Bäume und Sträucher wurden gepflanzt und neue Lauben werden errichtet. Unser neues Vereinshaus wird noch in diesem Jahr fertig gestellt und wieder zum Treffpunkt unserer Mitglieder werden.